Das Stadttheater Luckenwalde, in dem 1991 bis 1998 umfangreiche Restaurierungs- und Sanierungsmaßnahmen durchgeführt wurden, gilt ohne Zweifel als eines der schönsten Gastspielhäuser Deutschlands. Durch den expressionistischen Farb- und Formenreichtum erleben die Besucher eine Atmosphäre der besonderen Art.
Das Haus ist mit moderner Technik ausgestattet und bietet 726 Sitzplätze im Theatersaal. Im Theaterkeller finden die Veranstaltungsreihen Jazz & Blues sowie Kabarett & Comedy statt.
Behindertenfreundlich eingerichtet mit Aufzug und Saalplätzen, bietet das Stadttheater auch Rollstuhlfahrern die Möglichkeit eines Besuches.
Schon vor Beginn des 1. Weltkrieges kaufte die Stadt ein Grundstück für einen Schulneubau. Der 1. Weltkrieg und die nachfolgende schlechte wirtschaftliche Situation führten dazu, dass erst 1924 ein beschränkter Wettbewerb für den Neubau einer Doppelvolksschule mit Aula von der Stadt ausgerufen wurde. Neben dem Stadtbauamt beteiligten sich der Berliner Architekt Bruno Taut mit einem Entwurf. Der dritte Entwurfsverfasser ist nicht mehr ermittelbar. Die Gebäudegruppe wurde von 1927 bis 1930 errichtet. Während der Bauarbeiten änderte sich das Konzept mit einer deutlichen Hinwendung zu einem Theaterbau, der auch als Schulaula zu nutzen ist. Die Gebäudegruppe besteht aus kubischen Baukörpern mit Flachdach. Den Mittelteil bildet das viergeschossige Schulgebäude, das jeweils an den Seiten vom Theater bzw. von der Turnhalle mit Zeichenterrasse und Astronomieturm begrenzt wird. Alle Gebäude sind in rötlichem Ton geputzt, wobei eine Putzmauer mit hellblauem Metallgeländer die Schule und das Theater optisch gegen den Straßenraum abgrenzt.
Die Komposition der Gebäude mit ihrer klaren Linienführung besticht durch ihre Ausgewogenheit. Die horizontalen Fensterbänder und die grauen Werksteingesimse unterstützen das optische Lagern der Architekturteile. Diese Ponderation der Bauteile wird im Inneren durch einen expressionistischen Farb- und Formenreichtum beantwortet. Es kommen gedeckte Farben zur Anwendung, die in der Garderobe und den Klassenräumen hell, im Theatersaal kräftig und in den Kassenräumen dunkel sind.
Die beiden Schulen mit reformpädagogischem Lehrprogramm wurden am 7./8. August 1930 eingeweiht. Am 29. September 1930 eröffnete man mit einer festlichen Aufführung der Operette "Die Fledermaus" von Johann Strauß die erste Spielzeit des Abonnementtheaters ohne eigenes Ensemble. Die erste Theateraufführung fand bereits am 15. September 1930 statt. Aufgeführt wurde die Komödie "Vater sein dagegen sehr" von Edward Carpenter. Im Vorfeld organisierte die Volkshochschule schon einige Veranstaltungen für das neue Haus. 1933 wurde die Friedrich-Ebert-Schule in Hindenburg-Schule umbenannt und das reform-pädagogische Lehrprogramm außer Kraft gesetzt. Der Gründungsrektor Erwin Münchow wurde entlassen, später verhaftet und im Konzentrationslager festgehalten.
Ab Juni 1944 nutzten das Gebäudeensemble Rüstungsfirmen in zweckentfremdender Weise. Diese errichteten auch den Bunker im Schulhof. 1945 bis 1952 richtete die Rote Armee im Theater ein Offizierskino ein. Erst 1952 konnten der Schulbetrieb in der Ernst-Thälmann-Oberschule und der Theaterbetrieb wieder aufgenommen werden. Heute führt die Grundschule wieder den Namen Friedrich-Ebert.
1991 bis 1999 sanierte die Stadt die Gebäudegruppe sehr behutsam. Hierbei konnte die nahezu komplett vorhandene originale Substanz erhalten und der Schul- und Theaterbetrieb mit moderner Technik ausgestattet werden. Die verbauten Terrassen wurden wieder freigestellt. Das Gebäude ist ein gelungenes Beispiel für eine substanzerhaltende Sanierung im Sinne der Denkmalpflege.
Bemerkenswert neben der Baugruppe an sich ist die Wiederherstellung und Bewahrung der bauzeitlichen Farbigkeit im Theater, der originale Bühnenvorhang und der letzte noch existierende Flügel der Luckenwalder Firma Niendorf sowie die teilweise noch erhaltenen Sportgeräte in der Turnhalle. Nahezu alle Fenster aus der Bauzeit wurden repariert. Der nicht mehr sanierbare Außenputz ist durch einen Putz derselben Firma mit der noch immer vorhandenen originalen Farbnummer ersetzt worden.
Das von Paul Backes, Hans Graf und Rudolf Brenneke konzipierte Stadttheater markiert den Höhepunkt der architektonischen und kulturellen Entwicklung der Stadt zwischen den beiden Weltkriegen und ist ein über die Stadt hinaus bedeutendes Baudenkmal für die Architektur der Moderne in Deutschland.
Der Theatersaal...
ist das Kernstück unseres Gastspielhauses. Unterteilt in Parkett und Empore. Der Rang ist er farblich in den Originaltönen gestaltet. Der Zuschauer soll beim Herangehen den Eindruck entwickeln, rückseitig die Originalbestuhlung zu empfinden, welche 1930 rein aus Holz gestaltet war. Der Samtbezug in Königsblau dagegen soll eine Verbindung zum alten Bühnenvorhang herstellen. Seit 1997 umfasst die Kapazität 726 feste Plätze sowie 6 Stellflächen für Rollstuhlfahrer.
Der Theaterkeller...
ist die Wirkungsstätte der so genannten "Kleineren Produktionen", - Kleinkunst aller Formate, Themenabende und vor allem die Reihe "Jazz und Blues" haben hier ihre Heimstatt.
Der Theaterkeller ist ausgerüstet mit einem kleinen Podest, einem Klavier und vier dimmbaren Scheinwerfern. Dunkelrot getüncht, blaue Cafe-Bestuhlung für 60 Personen, 20 Barhocker, gelbblauer Tresen - sind weitere markante Merkmale.